Sie weiß, wie der Hase läuft. „Hierzulande hat kritische und tiefsinnige Kunst, die hinterfragt, wenig Platz. Kärnten ist deshalb ein gewisser Widerhaken in mir,“ gibt die in Wien lebende Künstlerin, deren Wurzeln im Rosental sind, zu verstehen. Es ist ein Schwimmen gegen den Strom.
Die unbegründete Ablehnung des Ankaufes eines ihrer Werke durch LH Jörg Haider für die Landesgalerie, sieht Schellander heute mit einer gewissen Gelassenheit, Kommentare über Kärntens Landespolitik gibt es nicht. Ihre Geisteshaltung spiegelt sich ganzheitlich in ihren Werken – „wer sie verstehen will, versteht sie“.
Ihre „Flucht in die Distanz“ wie sie das neueste Schaffenswerk in Ferlach benennt, ist deshalb nicht die geografische, vielmehr „fühlt sich wahrscheinlich jeder schöpferisch denkende Mensch gejagt und kämpft mit seiner Unruhe.“
Die Gestaltung des Vorplatzes der HTBL Ferlach übernahm Meina Schellander im Auftrag des Bundesministeriums nach einem geladenen Wettbewerb in Zusammenarbeit mit den Architekten Egger und Alchernig.
Der Vorplatz und der Zugangsbereich des Gebäudes hat auf 33 m Länge eine leichte Neigung, welche dem Platz Bühnencharakter verleiht. Eine schräge Böschung, die mit der Neigung des Platzes zur Schulhausgasse flacher wird, begrenzt ihn an den drei Hofseiten des Gebäudes.
Zwischen den beiden Seitenfronten des Bauwerks hängt im Nahbereich des Einganges ein ovaler, leicht geschwungener Aluminium-Kegel mit einer zu einem Schaft ausgebildeten Spitze herab, der mittels einer Seilverspannung an den Gebäudeteilen verankert ist.
Ambivalenz von Schönheit und Gefahr
Ein im Raum schwebendes Gewicht, unter dem man sich bewegen und ein Gefahrenmoment bewusst werden lassen kann. Das vermittelt die Ambivalenz von Schönheit und Gefahr eines präzisen Instruments, von dem vor allem in dieser Schule die Rede ist.
Dem Gefälle des Vorplatzes ist eine schräg liegende Gegenrampe, ein flacher Bodenkeil eingefügt, der aus Distanz auf den Kegelbereich hinweist. Dieser Hinweis wird verstärkt durch einen 8, 8 m hohen Vierkantsteher mit einer nach unten abgewinkelten Pfeilkonstruktion aus zwei Formrohren und einem in der Pfeilspitze eingebauten Lichtstrahler, der die Richtung zum Kegel und der Hasenspur auch nachts beleuchtet. Der Steher bildet das Bein eines Hochsitzes, der wie ein rechter Winkel zuoberst montiert ist und einen Sitz für einen fiktiven Betrachter simuliert.
Die Spiegelung der Szenerie in der Glasfassade der Gebäudequerfront betont die Raumtiefe und schafft eine ironische Verdoppelung.
Der gesamte Platz inklusive des Bodenkeils ist mit Granitplatten gepflastert. Ab der grünen Böschung an der Querfront des Schulhauses sind in einer geschwungenen Lauflinie über den gesamten Platz, zwischen den drei Bäumen, im Asphaltstreifen bis zur Begrenzungsmauer an der Schulhausgasse Alu-Gussplatten mit den Spuren eines sitzenden, hoppelnden bis flüchtenden Hasen eingelegt. Die Fluchtspur eines lebenden Wesens ergänzt das Ensemble und führt gedanklich darüber hinaus. Jagen und gejagt werden, Phänomene der Flucht und Distanz drängen sich auf.