7. Februar 2024

 Geheimsprache der Liebespärchen

In einer Zeit in der Anstandsdamen und strenge Väter über über Moral und Sitte von Söhnen und Töchtern wachten, war die Markensprache oft die einzige Möglichkeit der Übermittlung „süßer geheimer Botschaften“. Die Position der Briefmarke bedeutete eine ganz besondere Botschaft.
7. Februar 2024

 Geheimsprache der Liebespärchen

In einer Zeit in der Anstandsdamen und strenge Väter über über Moral und Sitte von Söhnen und Töchtern wachten, war die Markensprache oft die einzige Möglichkeit der Übermittlung „süßer geheimer Botschaften“. Die Position der Briefmarke bedeutete eine ganz besondere Botschaft.

Seit Menschengedenken bestimmt die Entwicklung der Sprache und die damit mögliche Verständigung zwischen Völkern und Kulturen den Lauf der Menschheitsgeschichte. Dabei haben aber nicht nur gesprochene Worte, sondern auch Zeichen und Schriften das Schicksal der Völker beeinflußt. Auch wenn heute vor allem die Elektronik die Form und den Ablauf der Kommunikation rund um den Erdball verändert, gibt es noch immer viele spannende Geheimnisse.

Geheimzeichen und Geheimsprachen haben beispielsweise als Mittel der Spionage, im 6. Jahrhundert vor Christi die Eroberung von Babylon ermöglicht. Lichtzeichen der alten Griechen dienten als Nachrichtenübermittlung in der Auseinandersetzung mit den Spartanern.

Unser geheimes Liebespaar heißt Josefine und Friedrich. Vom Kennenlernen weg, im Jahre 1904, die Hochzeit der beiden vor dem 1. Weltkrieg, die Jahre des Mannes an der Front und die Heimkehr. Alle diese Ereignisse erzählen viele Briefe des Paares, dokumentiert die Sprache der Briefmarken über nahezu 20 Jahre.

Spannende Geheimnisse

Später spielte die Entwicklung von Geheimschriften, deren Verschlüsselung und Entzifferung eine entscheidende Rolle. So informierten sich die großen Feldherren Prinz Eugen und Wallenstein mittels geheimer und durch Spione gelieferter Informationen über die jeweilige Situation im Lager des Kriegsgegners.

So könnten Beispiele über die Entwicklung und Anwendung geheimer Zeichen und Schriften beliebig lange fortgesetzt werden und sind auch heute noch topaktuell. Auch am Ende des 20. Jahrhunderts können weder Wirtschaft noch Politik, im besonderen aber die Militärs, ohne verschlüsselte Kommunikation auskommen. Allein das Beispiel der Verwendung des digital verschlüsselten und weltweit verwendeten GSM-Handynetzes ist ein schlagender Beweis „geheimer Nachrichtenübermittlung“.

Ein Kapitel in der Geschichte hat aber nicht nur die Militärs zu Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigt, sondern auch für Nachahmung im privaten Bereich gesorgt. Gemeint ist damit die Briefmarkensprache. Durch Abschneiden einer bestimmten Zahl von Zacken als Code zur Verschlüsselung von Texten verwendet, entwickelte sich diese Methode im privaten Bereich zur Geheimsprache der Liebespärchen. Bestimmend war die Situierung der Marke/Marken auf dem Brief oder auf der Karte. Die Position bedeutete eine ganz besondere Botschaft.

Bedienungsanleitung für Romantiker

In einer Zeit, in der Anstandsdamen und strenge Väter über Moral und Sitte von Söhnen und Töchtern wachten, war die Markensprache oft einzige Möglichkeit der Übermittlung „süßer geheimer Botschaften“ an den verehrten Partner. Zur Entschlüsselung gab es zur Jahrhundertwende eine geheim gehandelte „Bedienungsanleitung“ in Form eines winzigen Taschenbuches, später Ansichtskarten mit Entschlüsselungsanleitung.

Wir möchten Ihnen, geschätzte LeserInnen unseres Magazins, Beispiele aus einer Sammlung vorstellen. Vielleicht gelingt es aber auch ,so manchen Romantiker unter Ihnen zur Wiederbelebung der Briefmarkensprache anzuregen – im Zeitalter des Fax und der E-Mail eine erfrischende Alternative, eine süße Botschaft zu übermitteln.

Gerne wird der „ROSENTALER“ in seinen nächsten Ausgaben über diverse Geheimschriften berichten.

von Hugo Götzhaber. 

Der Artikel erschien in der Ausgabe des Rosentaler MonatsMagazins 07/99.

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