Das Vorurteil dicke Menschen seien träge, bequem und langweilig, kann das im Rosental bekannte Ferlacher Trio glaubwürdig widerlegen. Von Schlankheitskuren und Gewaltkuren halten alle nichts, denn sie wollen ihr Leben in vollen Zügen genießen. Und Genuß verbindet sich unweigerlich auch mit einem guten Schweinsbraten und einem Krügerl Bier. Wolfgang Bergmann ist mit seinem knappen Hunderter, den er auf die Waage bringt, das Leichtgewicht der „Ferlacher Dreifaltigkeit“. Sein Lebensmotto: Immer schön gemütlich! „Ich bin kein schlanker Hupfer und trotzdem bin ich noch immer rechtzeitig ins Gasthaus gekommen. Die Hudlerei hat keinen Wert,“ erklärt Bergmann, der meint, daß er „nicht dick, sondern nur gut ernährt“ ist. Mit einer Diät hat er es natürlich schon probiert. „Da habe ich tagelang nur Kompott gegessen, aber das kannst vergessen. Außerdem geht das sowieso nicht, denn ich bin im Gasthof Antonitsch der Aufsichtsrat und die rechte Hand des Chefs und da muß ich schon mit gutem Vorbild vorangehen, wenn die Gäste etwas ,Gscheites` konsumieren sollen,“ erzählt der Stammgast des beliebten Ferlacher Lokales. Am liebsten bereitet er die Speisen selbst zu, denn dann ist sicher, daß diese schmecken und genug da ist. Diätenwahn ist auch für den Ferlacher Wirt Max Antonitsch ein Fremdwort. „Ein Mann ohne Bauch ist wie ein Himmel ohne Stern’“ ist auch Antonitsch überzeugt. „Ich kann nicht leugnen, daß mich mein Gewicht oft zum Schwitzen bringt, aber wenn ich daran denke, daß ich deshalb auf ein gutes Essen verzichten müßte – nein wirklich nicht,“ so Antonitsch.
Seine Lieblingsspeise kann er eigentlich gar nicht nennen, denn „ich esse einfach alles gern, weil mir alles schmeckt.“ Und außerdem sind die Dicken ohnehin die gemütlicheren Zeitgenossen („oder hast schon einmal einen Dicken grantig ,gsehn`?) Zu seiner Ausgeglichenheit trägt sein täglicher Mittagsschlaf bei, den sich Antonitsch um nichts auf der Welt nehmen läßt. „Da kann kommen wer will, meinetwegen der Kaiser von China.“ Warum andere Menschen schlank sind, kann sich der Wirt nur damit erklären, daß sie „zu faul zum Essen sind“. In seinem Hause jedenfalls genießt man die Kost in vollen Zügen. „Man kann ja nicht nur Körndln essen, da bekommt ja sogar ein Vieh mehr,“ verteidigt der Wirt seine Eßgewohnheiten. Und am schönsten ist für ihn der Stiereierschmauß, der in diesem Gasthaus jährlich am Faschingsdienstag veranstaltet wird. „Drei – bis vierhundert Stiereier kommen da schon jedesmal in die Pfanne,“ schwärmt Antonitsch, den der Zeiger auf der Waage nicht wirklich stört, auch wenn er stolze 109 Kilo anzeigt. Den Ton im Trio gibt der Fleischhacker Gusti Markowitz mit seinen stolzen 126 Kilo an. Kein Wunder, denn bei dem schmackhaften Fleisch und den hauseigenen Würsten kann selbst ein Kunde nicht wegschauen. „Und wenn man den ganzen Tag nur gute Sachen sieht, dann muß man schon krank sein, wenn man da nicht Heißhunger verspürt,“ meint Markowitz. Und daß man zu einem guten Schnitzel, einem Gulasch oder einer Wurst auch ein Bier dazu trinkt, versteht sich von selbst. Weil der Schlagzeuger der Ferlacher Stadtkapelle oft ins Schwitzen gerät, hat er es natürlich auch schon versucht mit einer Schrottkur abzuspecken. „Dabei habe ich 12 Kilo abgenommen – die waren aber bald wieder drauf. Die Kur hab ich 1988 gemacht, dann hab ich es aufgegeben. Ich fühle mich einfach wohl und ich glaube, ein sehr gemütlicher Zeitgenosse zu sein, denn sonst würde sich der Speck ja gar nicht ansetzen,“ lacht Markowitz. Einzig störend empfindet er die Tatsache, daß seine Frau immer schmäler wird, während er immer wieder ein paar Kilo zulegt.
Der Artikel erschien in der Ausgabe des Rosentaler MonatsMagazins 05/99.